Polar Outbreak – Februar 2021

Vorwort

Der Winter 2020/21 hat wie viele Winter zuvor, in Zeiten des Klimawandels, sehr warm begonnen und weist bis Mitte Februar eine sehr milde Tendenz auf. Doch in der zweiten Februarwoche scheint sich das Blatt nachhaltig zu wenden. Es scheint so, als würden uns arktische Witterungsbedingungen in Mitteleuropa bevorstehen.

Updates befinden sich am Ende des Berichtes.

Einleitung

In Zeiten des Klimawandels ist Frost im Winter schon etwas sehr außergewöhnliches geworden, so dass sogar schon Wetterwarnungen für leichte Minusgrade von den Wetterdiensten ausgegeben werden.

Schnee im Flachland ist zur Seltenheit geworden und sogar die Fauna und Flora hat schon die Metamorphose für wärmere Klimate begonnen. All diese Veränderungen werden dem Klimawandel, besser gesagt der Erderwärmung, zugeschrieben. Allerdings bringt der Kleinhandel nicht nur eine stetige Erwärmung mit sich. Sondern viel mehr, dass unser Wetter, wie wir es kennen, stärker durcheinander gerät. So kann es passieren, dass der Tag mit Frühlingswetter startet und mit tiefwinterlichem Wetter endet. So wie es zuletzt Ende Jänner 2021 der Fall war und die Temperaturen innerhalb eines halben Tages um über 10°C gefallen sind.

Aktuelle Lage – 7. Februar 2021

Wie so oft im späteren Verlauf des Winters hat sich in den vergangenen Wochen ein Polarwirbelsplit vollzogen, was so viel bedeutet, dass sich das winterliche Kältetief über dem Nordpol in mehrere Teile aufgelöst hat. Dies ergibt ein massives durcheinander und was das im Allgemeinen für die Nordhemisphäre bedeutet, wird in einigen Beiträgen auf der Seite Severe Weather Europe erklärt:

https://www.severe-weather.eu/global-weather/february-weather-forecast-winter-finale-united-states-europe-fa/

Im folgenden möchte ich allerdings mehr auf das spezifische Geschehen in Mitteleuropa eingehen und was das für uns nun bedeutet.

Schön zu erkennen anhand der Druckverteilungskarte ist das mächtige Tiefdruckgebiet über Westrussland und ein Hoch über Grönland. Diese Konstellation sorgt praktisch für ein ungehindertes einströmen polarer Kaltluft nach Mitteleuropa.

Diese Konstellation gibt es öfters, allerdings muss dazu auch kalte Luft vorhanden sein, die nach Mitteleuropa transportiert werden kann.

Diese kalte Luft ist diesmal weiträumig mit sehr tiefen Temperaturen vorhanden. Während sich Nordeuropa schon im Gefrierschrank befindet, wird es bei uns noch bis Mitte der Woche dauern, bis die Kalte Luft langsam ankommen wird.

Der Temperatursturz am 11. Februar

Die letzten Tage gab es große Unsicherheiten ob diese Kälte überhaupt bis Mitteleuropa kommen wird oder ob wir im Warmluftsektor bleiben.

Allerdings hat sich in den letzten Modellläufen ein massiver Temperatursturz um den 11. Februar 2021 herum herauskristallisiert (obere Kurve).

Als gesichert kann man dieses Ereignis auch ansehen, wenn man die letzten Modelläufe für den 11. Februar miteinander vergleicht, da es kaum mehr Abweichungen der Druckverteilungen im stark zerfetzten Polarwirbel gibt und dieses Ereignis mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eintreffen wird.

Relativ sicher scheint es auch, dass uns diese Kälte einige Tage erhalten bleibt, aber nach diesem Kaltluftausbruch beginnen die Modelle und einzelnen Läufe sehr schnell zu divergieren. Schon zwei Tage später sind die Abweichungen der einzelnen Modellläufe in der Druckverteilung wesentlich unsicherer.

Unsichere Entwicklung nach dem Temperatursturz

Das erkennt man vor allem im letzten Vorhersage Modellauf, denn nach dem Temperatursturz scheint von rascher Erwärmung bis hin zu wochenlangem Gefrierschrankwetter alles möglich! Die einzelnen Modelläufe beginnen sehr schnell sehr stark auseinander zu gehen und der Unsicherheitsbereich wird schnell größer.

Auswirkungen und weiterer Verlauf

Relativ sicher jedoch scheint, dass Frühlingswetter erstmal in weite Ferne gerückt ist und der heurige Winter nochmals so richtig seine eisigen Muskeln spielen lässt! Temperaturminima selbst im Flachland von unter -15°C und einigen Zentimeter Neuschnee sind wohl sehr wahrscheinlich. Wie lange diese Wetterphase anhalten wird und wie tief die Minima ausfallen werden, kommt in weiteren Beiträgen, wenn mehr Details bekannt sind.

In nachfolgenden beiden Animationen wird sehr schön gezeigt, wie sich die Kaltluft über Osteuropa festsetzt und immer wieder in Wellen nach Mitteleuropa geschaufelt wird. Diese Animationen sind zwar mit sehr großer Unsicherheit behaftet, zeigen aber sehr schön, was ein Polarwirbelsplit bewirken kann.

Vergleich mit früheren Ereignissen

Ähnliche Wetterlagen der Vorjahre zeigten, dass solche Ereignisse oftmals mehrere Tage bis Wochen anhalten können. So gut wie jedes mal war ein Tief über Russland und ein Hoch über dem Bereich Grönland bis England für tagelangen strengen Frost verantwortlich!

Extreme lang anhaltende Kälte im Februar 2012:
https://david-gepart.at/kaeltewelle-im-februar-2012/

https://forcesofnature-main.blogspot.com/2012/02/kaltewelle-im-februar-2012.html

Die Kältewelle im Jänner 2016:
https://forcesofnature-main.blogspot.com/2016/01/deep-freeze.html

Extreme Kälte ende Februar 2018:
https://david-gepart.at/eisiger-winterabschied-2018/

Schlusswort

Wie gezeigt, stehen die Chancen auf eine ausgeprägte markante Kältewelle so gut wie schon lange nicht mehr. Die Auswirkungen auf die Natur werden zum Glück aufgrund des frühen Zeitpunkts nicht so gravierend ausfallen. Wie lange und wie Intensiv diese Kältewelle werden wird ist jedenfalls noch offen.

Weitere Updates folgen!

UPDATE – 9. Februar 2021

Wie schon in der Vorschau angedeutet wird sich erst im Laufe der Zeit der weitere Verlauf der Kältewelle abzeichnen und derzeit scheint der Slogan “Angesagte Katastrophen bleiben aus” einmal mehr zu bewahrheiten, denn aus der potentiell wochenlang andauernden extremen Kälte, wurde nun von den Modellen nurmehr ein Kurzbesuch berechnet.

Eindeutig ist jedenfalls der massive Temperatursturz am 11. Februar. In den Bergen wird es binnen weniger Stunden um bis zu 15°C abkühlen und auch im Flachland sind wohl Temperaturen zwischen -5°C bis -10°C zu erwarten. Ebenso ist sehr starker Wind mit Böen bis zu 60km/h zu erwarten und somit besteht die Gefahr von massiven Schneeverwehungen. Grundsätzlich ist diese Kältewelle, gemessen an den Extremereignissen der Vorjahre nicht besonders auffällig. Aber nun zu den Details.

Sicherer Temperatursturz

In obiger Animation erkennt man sehr schön, wie die kalte Luft aus Norden vor allem über Ostösterreich schwappt und da auch einige Tage erhalten bleibt, ehe die Kälte am 14./15. Februar wieder etwas gemildert wird und die Tageshöchstwerte sogar gegen 0 Grad steigen können. Begleitet wird die kalte Luft auch von mäßig bis starken Schneefällen. Das zeigt das ENS-Diagramm sehr deutlich, genaue Mengen sind aber unsicher. Es sind voraussichtlich 5-15cm Schnee im Flachland zu erwarten.

Bei -15 bis -18°C im Drucklevel 850hPa, was einer Seehöhe von ca 1500m entspricht, bedeutet das auch tagsüber im Flachland Temperaturen unter -5°C! Nachts sind dann in windgeschützten Tälern mit der Ausbildung einer Inversion auch unter -20°C zu erwarten. Nach drei Tagen extremer Kälte werden die Temperaturen am 14. Februar wieder etwas steigen und den Frost mildern, allerdings ist ab dann der Verlauf noch unklar. Das erkennt man deutlich am Unsicherheitsbereich des Diagramms. In diesem Fall ist von lange andauerndem Dauerfrost bis hin zu Frühlingswetter in der letzten Februarwoche, alles möglich.

Der Unsicherheitsbereich

Diese Animation einzelner Wettermodelle zeigt die Höhenabweichung der 500hPa Druckschicht, die üblicherweise in ca 5500m Seehöhe liegen sollte. Durch den Höhenunterschied dieses Drucklevels erkennt man, wo sich die Tief und Hochdruckgebiete befinden. Klar zu erkennen ist, dass für den gleichen Zeitpunkt (18. Februar zu Mittag) massive Abweichungen berechnet werden. Klar ist nur, dass sich über dem Nordatlantik und über Westrussland ein Tiefdruckgebiet befinden wird, dazwischen über Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet. Die Stärke und Position ist allerdings sehr unsicher!

Noch unklarer wird die Situation, bei der Betrachtung der Temperaturverteilungen. Da weder die Druckverteilung und noch weniger die Verteilung der Temperatur deutlich ist. Somit ist es nach derzeitigem Datenstand praktisch unmöglich zu sagen, wie der weitere Wetterverlauf dieses Februars sein wird.

Klar ist derzeit nur, dass in der Nacht zum 11. Februar bittere Kälte übers Land hereinbrechen wird und zumindest drei Tage erhalten bleibt. Voraussichtlich wird man nach Ankunft der polaren Kaltluft mehr zur weiteren Entwicklung nach der sanften Frostmilderung am 14. Februar sagen können.

Weitere Updates folgen!

Quelle Wetterkarten: https://www.wetterzentrale.de/

DAS ENDE – 14. Februar

Nachdem die Wettermodelle immer wieder zwischen warm und kalt gewechselt sind, hat sich vor allem in den Tagen der Kältewelle eins heraus kristallisiert:
Es wird wieder warm! Sogar wärmer als vor den vier frostigen Tagen!

Während im Flachland vielerorts nur einstellige Minusgrade erreicht wurden, kamen auch die absoluten Minima dieser Kältewelle selbst in den Bergen nicht weit unter -20°C, zumeist blieb es wärmer.

Quelle: https://kachelmannwetter.com/at

Insgesamt was diese Kältewelle in Ihrer Intensität und Dauer weit von dem entfernt, verglichen mit den Kältewellen der Jahre zuvor.

Der weitere Trend

Die kommenden Tage folgt ein Temperaturanstieg um bis zu 15°C in den Bergen und teilweise auch Niederschlag, was Schneefall im Mittel- und Hochgebirge bedeutet, aber unterhalb von 1000m oft nur Regen. Angesichts der Modellvorhersagen von vor einer Woche und dem nun endgültigen Resultat was an der absolut oberen Grenze des Vorhersagespektrums war, möchte ich die Situation nicht mehr weiter kommentieren.
Hoffentlich gibt es im Winter 2021/22 wieder mehr “richtige Wintertage” Die Natur wirds danken.

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